Woelfe, Jagd und Jaeger

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Der Mythos vom edlen Waidwerk und seinem Nutzen

 

 „Diese verfluchten Wölfe. Sie zerstören alles, töten alles. Ich komme aus Alaska. Ich kenne Wölfe. Sie töten um des Tötens willen. Sie sind hoch intelligente Tiere, aber sie gehören nicht hierher. Trotzdem hat der Park Service schon heimlich Wölfe ausgesetzt. Sieben Wölfe waren hier ganz in der Nähe von Silver Gate. Wir haben fünf davon erschossen, und den sechsten hab ich da hinterm Haus erwischt. Jetzt ist nur noch einer übrig. Aber den kriegen wir im Winter auch noch...“

 

...Wir schießen jeden Wolf, den wir sehen. Wir wollen keine Wölfe hier. Die Umweltleute, die Studierten, wollen die Tiere schützen. Aber die haben keine Ahnung...“

 

„...Man kann nur noch Wölfe mit dem Flugzeug jagen, weil sie zu schlau sind. Und das geht hier nicht. Dann vermehren sie sich, und wir haben fünfhundert Wölfe im Park und kein Wild mehr. Was dann?...Wenn das Wild weg ist, töten sie unsere Rinder und Schafe. Und dann? Nee, keine Wölfe hier! Ich habe alle Tierarten erschossen und viele Menschen. War in allen Kriegen. Ich knall auch die Wölfe ab.“

 

Allein diese Auszüge der Hasstirade eines ehemaligen Air-Force-Colonel der U.S.A, die dem Buch „Wolfsküsse“ von Elli  H. Radinger entnommen sind, demonstrieren nicht nur deutlich in ihrer letzten Aussage wer in Wirklichkeit tötet um des Tötens willen, sondern auch die besonders prägnante Charakter-Mischung aus Unwissen, Arroganz und Ignoranz, die vielen Exemplaren der eigentümlichen Spezies der jagenden Zunft zu eigen sein scheint.

 

„Erschießt alles, was euch vor die Flinte kommt, macht keinen Unterschied! Egal ob Ricke oder Kitz, haltet drauf...“ Dieser Ausspruch eines Jägers zu Beginn einer Jagd“veranstaltung“, die über TV zu sehen war, schockt und lässt das Blut in den Adern gefrieren und führt die Plattitüde vom „Jäger als Heger“ ad absurdum. Töten auf Halde, das ist Menschenwerk mit  fadenscheinigen Entschuldigungen wie „tötet oder getötet werden“, „fressen oder gefressen werden“. Aber frisst uns der Hase, wenn wir ihn nicht fressen? Tötet uns das Reh, wenn wir es nicht töten? Geboren ohne Krallen, ohne Reißzähne, ohne besondere Jagdfähigkeit, wagt es der Mensch, sich zum Herrn über Leben und Tod emporzuschwingen. Im Gegensatz zu dem Raubtier Wolf braucht er kein Fleisch zum Überleben, eher ist das Gegenteil der Fall: Der maßlose Fleischverzehr des Menschen wird von vielen Forschern und Ernährungswissenschaftlern als Ursache von einschneidenden Zivilisationskrankheiten angesehen, wie z.B. Krebs, Gicht und Diabetes.

 

Wie gefährlich sich das heutige menschliche  Jagdverhalten auch für unbeteiligte Menschen erzeigt, beweisen verschiedene Studien in aller Klarheit.  Experten stellten dabei fest, dass etwa 120000 Kilo Blei von deutschen Jägern im Jahr verschossen werden. Ein großer Teil davon landet in den „Festtagsbraten“; denn die Geschosse zerplatzen beim Auftreffen in eine Vielzahl kleiner Splitter, die sich im Körper des getroffenen Tieres verteilen (das, sollte es nicht tödlich getroffen sein, tagelang unter Qualen verendet, was im Widerspruch zum deutschen Tierschutzgesetz steht) und beim Verzehr durch den Menschen zu Vergiftungen führen kann. Deshalb warnen die Behörden vor dem Wildverzehr durch Schwangere und kleine Kinder, weil im Nachhinein es sich meistens nicht mehr eruieren lässt, ob das Tier mit Bleimunition erlegt wurde. Abgesehen davon, so stellte „Tatort Wald“  auf seiner Web-Seite fest, würden nicht nur vermoderte, umgestürzte Jagdkanzeln und Hochsitze sowie anderer Müll der Jägerschaft unbeachtet in unserer Natur verbleiben, es läge vielmehr eine weitaus größere Gefahr unbemerkt in Böden und Gewässern verborgen. Die Rede sei dabei von Blei-Schrot sowie übrigen Munitionsvarianten. Jährlich würden ca. 1500 Tonnen dieses toxischen Schwermetalls durch das Hobby Jagd in unserer Natur verteilt!! (http://www.tatort-wald.de/NoJ/blei.htm). Viele der „traditionsbewussten“ Jäger verzichten trotz dieser alarmierenden Kenntnisse nicht auf die „Präzision“ von Blei- und Bleimantelgeschossen!!

 

 Wie umweltschonend und – um es überspitzt auszudrücken – ganz im Rahmen des deutschen Tierschutzgesetzes gestaltet sich im Gegensatz dazu das Jagdverhalten des Wolfes:

 

1.      Wölfe fallen grundsätzlich keine Herdentiere an, wenn genügend Wild zur Verfügung steht (also, wenn nicht alles durch das menschliche Jagdverhalten bis zum Äußersten dezimiert wurde). Diese Tatsache erfuhr auch ein Viehzüchter aus Wyoming, der zu seinem Erstaunen sah, wie 4 Wölfe seelenruhig durch seine Herde spazierten, um dann weiter oben in den Bergen nach Hirschen zu jagen.

 

2.      Wölfe erkennen an dem Jahrtausende alten sogenannten „Tanz des Todes“ , einem Ritual von Beutetieren, beispielsweise zwischen  Wolf und Hirsch, in welcher Verfassung sich das zu jagende Wild befindet. Ein gesunder starker Hirsch behält mit hoch erhobenem, leicht zurückgeworfenen Kopf den Rundumblick, zeigt manchmal durch steifes Hochspringen fast provozierend seine Stärke oder er vollführt einen Stepptanz, ähnlich wie Fred Astaire. Nach solchen kurzen Demonstrationen ihrer Gesundheit halten gesunde Hirsche oft inne und stellen sich den Wölfen entgegen, die dann meistens flüchten – die scharfkantigen Hufe eines starken Hirsches fürchtend und vermeidend. Die Untersuchungen von Kadaverresten gerissenen Wildes zeigten den Forschern in der Mehrzahl der Fälle, dass es sich um kranke, leidende Tiere gehandelt hatte. Durch diese Selektion kranker, alter Tiere vermehrt sich hauptsächlich gesundes Wild, ebenfalls noch um ein Vielfaches stärker bei einem gesteigerten Wolfsaufkommen.

 

3.      Eine erfolgreiche Jagd für ein Wolfsrudel ist von der Dominanz der Leit- resp. der Elterntiere abhängig. Ihre Erfahrung und ihre Fähigkeit, das Rudel bzw. die Familie zu koordinieren, ist die Voraussetzung für seinen Fortbestand. Im Rudel hat jedes Tier eine wichtige Funktion bis hin zum sog. „Omega“wolf, der Leitwolf bestimmt die Rangfolge, die er auch immer wieder neu ordnen kann. Er gibt sozusagen „das Halali“ zum Jagdbeginn, wenn er festgestellt hat, dass der tödliche Biss leicht anzubringen ist, manchmal werden sogar zwei Wölfe zur Ausführung „bestimmt“. Oft zeigen nur 4 kleine Löcher den Wolfsbiss an, keine zerfetzte Kehle wie bei der Tötung durch wildernde Hunde, die ihr Opfer zu Tode schütteln. (Während ältere Literaturen noch von einem Abwandern der Jungwölfe aus ihren Familien im Alter von 2 – 3 Jahren ausgingen, wird dies in neueren Forschungen oftmals schon mit 10 – 22 Monaten beschrieben).

 

4.       Biologen und Wolfsforscher haben es festgestellt und sind davon überzeugt, dass die Art des Beuteverzehrs der Wölfe mit dem anschließenden Vermodern von Kadaverresten schnelleres Wachstum von Jungwäldern ermöglicht. Die Vegetation in den Revieren von Wolf und Bär entwickelt sich üppiger und kräftiger, lässt Bäume schneller wachsen und bietet dadurch vielen Vogelarten neuen Lebensraum, fördert oftmals auch die Rückkehr von Biber und Forellen in den Gewässern.

 

5.   Es ist bekannt, dass Wölfe zur Zeit der Reife und Ernte, sich zu 80 % von reifem Obst und Gemüse ernähren, einer Lebensweise, die dem modernen Fleischfresser Mensch sehr zu empfehlen wäre.

 

Empirische Beobachtungen in der Oberlausitz belegen, dass es seit der Rückkehr des Wolfes zu keinem erheblichen Rückgang der Hauptbeutetierarten (Schalenwild) auf der Jagdstrecke gekommen ist. Ergo besteht kein Grund, in irgend einem Bundesland der BRD, den Wolf zur Jagd wieder frei zu geben.

 

Wem soll also der Vorzug gegeben werden, dem zerstörenden,  natur- und leben-verachtenden Jagd“sport“ oder den Wölfen, die in den alten Naturgesetzen leben und nicht töten als Freizeitvergnügen, also um des Tötens willen, sondern legitim zur Erhaltung des eigenen Lebens?

 

 

 

Ein Beispiel für die Einzigartigkeit eines unbelasteten Zusammenlebens zwischen Mensch und Wolf zeigt die ergreifende Geschichte der österreichischen Biologin und Wolfsforscherin Gudrun Pflüger. Im Rahmen ihrer Forschung im Jahre 2005 über die Küstenwölfe Kanadas, die, wenig durch menschliche Anwesenheit belastet, noch in wilder Ursprünglichkeit leben, verbrachte sie Zeit in der Nähe eines von seinem Rudel getrennten Wolfswelpen, der mit jämmerlichem Heulen versuchte, die Aufmerksamkeit seiner Familie zu erregen. Schließlich verbarg sich das Junge im Gras. Während die Forscherin wartete, kehrte überraschend das gesamte Rudel zurück und umkreiste die Zusammengekauerte neugierig. Die Leitwölfin zeigte schließlich mit dem Scharren der Hinterbeine ihre Dominanz an und beschnupperte das ihr fremde Wesen, sah keine Gefahr und ließ sich in der Nähe nieder. Gudrun Pflüger genoss den  Zauber dieses Nachmittags bei den Wölfen, die freundlich und friedlich um sie herum lagerten und fast traurig schienen, als sie gegen Abend aufbrach. Zunächst sah die wolfsbegeisterte Forscherin in diesem beglückenden Erlebnis den krönenden Erfolg ihrer Reise. Doch kam im Nachhinein noch eine ganz andere Bedeutung hinzu, und eine Weisheit der „first nations“ bewahrheitete sich, die besagt, dass Wölfe, die sich einem Menschen zeigen, ihm etwas Besonderes mitteilen wollen: Bei Gudrun Pflüger wurde ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert mit einer maximalen Lebenserwartungszeit von 1 ½ Jahren.  Sie erkannte nun, was die Wölfe ihr sagen wollten und ihr Kraft vermittelten, mit der sie gestärkt werden sollte. Dieses Wissen ließ sie die gefährliche Operation gut überstehen und die Krankheit überwinden. Im Jahre 2012 veröffentlichte sie ihre Lebensgeschichte in dem Buch „Wolfspirit“ (erschienen im Patmos-Verlag) und ist mitbeteiligt an den Forschungen, die in der Alpenregion die Einschätzung von Möglichkeiten der Wiederansiedlung von Wolf und Bär zum Ziel hat.

 

 

 

Die Lehre die daraus zu ziehen ist, kann nur heißen: Der Mensch hat die Verpflichtung, wieder mehr Kenntnisse über das Zusammenspiel allen Lebens, der Natur und ihrer Geschöpfe zu erwerben, im „Zurück zur Natur“ nicht nur ein geflügeltes Wort zu sehen, sondern ein Zurück zum ursprünglichen gegenseitigen Vertrauen aller Wesen.

 

 

Wer möchte, kann den 40-minütigen deutschsprachigen Dokumentarbericht über das Erlebnis von Gudrun Pflüger auf folgendem Link anschauen: http://www.wolf-amarok.de/wertvoll/ oder hier einen Blick in ihr Buch „Wolfspirit“ werfen: http://www.patmos.de/pdf/978-3-8436-0141-2.pdf

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