Ich sehe euch, Brüder – hinter Glaswänden, Zäunen, Abtrennungen – wie Schafherden untergebracht. Als Welpen wurdet ihr mit der Milchflasche von menschlicher Hand aufgezogen, nicht von der eigenen Mutter und der wölfischen Familie liebevoll umhegt. Lärmende Menschen starren euch täglich an, beobachten euch bei all eurem Tun, auch beim Fressen, denn ihr bekommt euer Futter zugeteilt. Oft sehe ich euch um Rangordnungen kämpfen, in unseren Rudeln in der Freiheit ist das nicht vonnöten, wir ordnen uns den Eltern und ihren Erfahrungen unter und müssen nicht um die Gunst der Hand buhlen, die uns füttert.
Und doch, wie oft suchen eure Augen den Kontakt mit Menschen außerhalb eurer Umfriedungen, sie sind diejenigen, die euch zu verstehen versuchen und die gleichen wilden Herzen haben wie ihr. Aber sie leben frei, können sich bewegen wohin sie wollen und ihr bleibt zurück in eurer Gefangenschaft.
In diesen Momenten ergreift euch die unstillbare Sehnsucht nach Freiheit, nach den Weiten jenseits der Zäune, die ihr nur erahnen könnt, das Wissen um die eigene Stärke und Kraft und die Fähigkeit, selbst die Beute erjagen zu können.
Euer Heulen – zeigt es das Rufen von Brüdern, die sich kennen oder ist es der lautstarke Ruf nach Freiheit?
Und manches Mal – besonders bei denen eurer Gefängnisse in Wildparks, denen Gehege mit euren Beutetieren angeschlossen sind – bricht sich der Wille zur Freiheit Bahn, machtvoller als es sich der Mensch träumen ließ und überwindet die höchsten Begrenzungen, auch jene unter Strom - FREI