Kleiner Bruder Rotwolf (Canis rufus)

Rotwolf
© Bildquelle: Wikipedia Canis rufus Syracuse Zoo

Wie traurig stimmt er mich,

Wanderer,

der Anblick des kleinen Bruders Rotwolf,

und ich frage mich, ist er noch jener kleine, zimtfarbene Bruder, der einst mit den großen Grauwölfen in den südöstlichen Wäldern jenes Landes zu Hause war, das Ihr Vereinigte Staaten nennt. Man erzählte sich einst an den Feuern, dass der Letze seiner Art in die „Ewigen Jagdgründe“ gegangen sei, der Letzte dieser zierlichen Wolfsbrüder, mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 80 cm, einer Schwanzlänge von 30 cm und einer Schulterhöhe von 75 cm. Längere Ohren, eine längere schmale Schnauze und feingliedrige Beine zeichnen ihn zum Unterschied von den den großen, grauen Wölfen aus, die, wie Du weißt, Wanderer, auch nicht immer grau sind, ebenso wenig wie das Fell des kleinen roten Wolfes nicht immer eine zimtrote Farbe zeigt. In jenen trüben Tagen als die Männer mit den tödlichen Schießstöcken alle roten Wolfsbrüder getötet hatten, und sich nur noch wenige Restbestände in Texas und Louisiana verblieben waren, schenkte der große Geist einigen verantwortlichen weißen Männern die Erkenntnis, dass durch das Versagen des Menschen wieder einmal eine Species ausgerottet worden war und sie entschlossen sich (ab 1973) zur Nachzucht in Gefangenschaft. Danach starben sie in freier Wildbahn aus – den Rotwolf gab es nun nicht mehr (ab 1980.) Es waren die Kinder und Kindeskinder jener 14 Wolfspaare, die zur Erhaltung der Art in Gefangenschaft gehalten wurden, die nach 7 x 28 Monden in die Freiheit der Wälder North Carolinas, es ging dort die Mär, da sich in diesem Lande keine Hundeartigen, die man Kojoten nennt, aufhalten würden.

 


Rotwolf
© Bildquelle: Wikipedia RedWolfAlbanyGAChehaw

Doch Mutter Natur hat ihre eigenen Gesetze und so kam es doch nach einigen Jahren zu Paarungen von Rotwölfen und Kojoten, die in das Gebiet eingewandert waren. Der Mensch sieht als größte Bedrohung für die reine Wildpopulation, aber ich frage Dich, Wanderer, die größte Bedrohung war und ist doch der Mensch? Und wenn auch dasheutige Verbreitungsgebiet im Norden des Staates North Carolina der 100 bis 150 frei lebenden Rotwölfe drei Wildreservate umfasst (das Alligator-River-Nationalwildreservat, das Pocosin-Lakes-Nationalwildreservat und das Mattamuskeet-Nationalwildreservat, so bleibt die Art doch immer noch bedroht mit ihrer geringen genetischen Diversität, ein gewichtiger Grund,warum ein weiteres Ansiedlungsprojekt in den Great Smokey Mountains erfolglos blieb.Nachtaktiv im Pack, in Sümpfen und Bergregionen, in der sich aus Furcht vor der Jagd und den Torturen der Jäger, zurückgezogen hat, jagt er kleinere Tiere wie Waschbären, Hasen und Nagetiere, selten nur erbarmt er sich eines kranken, schwachen Hirsches und verzehrt in der Not auch Aas. Wie bei den großen Vettern führen die Elterntiere das Rudel an, zeugen allein die Nachkommen – manchmal bis zu 12 Welpen.

 

Rotwolf
Wolf Amarok

Wenn ich Dich sehe, kleiner Bruder, frage ich mich, bist Du noch der Rotwolf von einst? Sie sagen, dass Du ein Hybrid bist aus Canis lupus und Canis latrans (Wolf und Kojote), dass in dir kein genetisch reines Material der Rotwölfe mehr vererbt wäre...Aber sage, kleiner Bruder, warst Du vielleicht nie etwas anderes als eine Mischung aus Wölfen und Kojoten und keine eigenständige Art?

 

Du siehst mich an Bruder, es ist der Blick eines Wolfes – wie schön, dass es dich noch gibt!